Grundkurs des Glaubens by Unknown

Autor:Unknown
Die sprache: eng
Format: epub
ISBN: 0000000000000
veröffentlicht: 2021-10-18T20:47:30+00:00

Das „Wort“ wurde Mensch

Von hier aus wäre noch genauer, als es früher geschehen ist, ein Verständnis dafür erreichbar, daß gerade der Logos Gottes Mensch wurde und er allein es werden kann.

Die immanente Selbstaussage Gottes in ihrer ewigen Fülle ist die Bedingung der Selbstaussage Gottes aus und von sich weg, und diese offenbart in Identität eben gerade jene. So sehr die bloße Setzung des anderen, von Gott verschiedenen, das Werk Gottes des Schöpfers schlechthin ist, ohne Unterschied der Personen, so kann die Möglichkeit der Schöpfung ihr ontologisches Prius und ihren letzten Grund darin haben, daß Gott, der Ursprungslose, sich selbst in sich und für sich aussagt oder aussagen kann und so den ursprünglichen, göttlichen Unterschied in Gott selbst setzt. Wenn dieser Gott sich selbst als er selber ins Leere des Nichtgöttlichen aussagt, dann ist diese Aussage die Aussage dieses seines immanenten Wortes und nicht ein beliebiges, das auch einer anderen göttlichen Person zukommen könnte.

Von hier aus erst läßt sich besser verstehen, was es heißt: Gottes Logos wird Mensch. Natürlich gibt es Menschen, die nicht der Logos selbst sind: wir nämlich. Natürlich könnte es auch Menschen geben, wenn der Logos nicht selbst Mensch geworden wäre. Denn wenn wir das bestreiten wollten, würden wir ja die Freiheit der Inkarnation, die Freiheit der gnadenhaften Selbstmitteilung Gottes an die Welt und damit den Unterschied zwischen Natur, Welt einerseits und Gnade, Selbstmitteilung Gottes anderseits leugnen. Zwar kann es das Geringere immer ohne das Größere geben, obwohl das Geringere immer in der Möglichkeit des Größeren gründet und nicht umgekehrt. Insofern kann man durchaus sagen: es könnte Menschen (das Geringere) geben, auch wenn der Logos nicht selbst Mensch geworden wäre. Aber trotzdem kann und muß man sagen: Die Möglichkeit, daß es den Menschen gibt, gründet in der größeren, umfassenderen, radikaleren Möglichkeit Gottes, sich selber im Logos, der Kreatur wird, auszusagen.

Wenn also der Logos Mensch wird, dann ist diese seine Menschheit nicht das Vorgegebene, sondern das, was wird und in Wesen und Dasein entsteht, wenn und insofern der Logos sich entäußert. Dieser Mensch ist genau als Mensch die Selbstäußerung Gottes in ihrer Selbstentäußerung, weil Gott gerade sich äußert, wenn er sich entäußert, sich selbst als die Liebe kundmacht, wenn er die Majestät dieser Liebe verbirgt und sich zeigt als die Gewöhnlichkeit des Menschen. Wenn wir nicht so denken würden, wäre im letzten eben doch die Menschheit des Logos, die er angenommen hat, eine Vermummung Gottes, eigentlich nur ein Signal, das von dem, der da ist, gar nichts enthüllt, außer vielleicht durch menschliche Worte, die aber ebensogut als gegeben und legitimiert gedacht werden könnten, wenn sie nicht die des menschgewordenen Logos Gottes selber wären. Wir können aber die Sache nicht so auffassen, daß der Logos Mensch wird und nun von Gott nur dadurch etwas sagt, daß er redet. Denn in dem Augenblick, wo wir das so konzipierten, wäre diese Menschwerdung Gottes überflüssig. Denn die Worte, die der Mensch Jesus als der Gesandte Gottes von Gott sagt, könnte Gott auch in irgendeinem anderen Propheten hervorrufen und aussagen. Der Mensch Jesus muß

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